Grün im Herzen

Antonia Dinnebier vor dem QUGA-Bauwagen am Mirker Bahnhof Wuppertal

Quartiersgartenschauen sind Netzwerk-Events für Freunde grüner Orte. Aber nicht nur. QUGA-Initiatorin Antonia Dinnebier sprach mit uns über Ziele, Eigenheiten und die Herausforderung, einen Baum zu pflanzen.

Der Himmel über dem Mirker Bahnhof ist grau und der andauernde Regen plätschert auf das Dach des QUGA-Bauwagens, der auf einer Freifläche als zentraler Anlaufpunkt für die inzwischen siebte Ausgabe der Quartiersgartenschau aufgestellt wurde. Hier, direkt an der beliebten und belebten Nordbahntrasse. Der Regen ist sicher gut für die Pflanzen, aber suboptimal für ein Interview im Freien. Deshalb machen wir es uns zusammen mit Antonia Dinnebier im Innern des QUGA-Headquarters gemütlich. Viel Platz gibt es hier nicht. Und auch keine Heizung. Dafür gibt es einiges zu entdecken: diverse Programmflyer, zahlreiches Infomaterial zu Wuppertaler Parkanlagen, Gartenutensilien, zusammengeklappte Liegestühle, Kunstdrucke von Naturmotiven, eine Gartenlandschaft aus Lego und überall Pflanzen- und Blumenmotive.

QUGA vernetzt

„Die meisten Menschen kennen nicht mal die Grünanlagen in ihrer direkten Umgebung“, sagt Antonia Dinnebier. Die 67-jährige Landschaftsplanerin hat die Quartiersgartenschauen ins Leben gerufen. Ausschlaggebend dafür war die Entscheidung der Stadt für die Ausrichtung der Bundesgartenschau 2031 in Wuppertal. „Ich wollte am liebsten direkt Projekte für die BUGA entwickeln, aber so weit war das Konzept da noch nicht. Weil ich nicht so lange warten wollte, bin ich mit der QUGA gestartet.“ Ihre Vision: die Akteure in den verschiedenen Wuppertaler Quartieren vernetzen und ihre Aktivitäten einem größeren Publikum zugänglich machen. Gesagt, getan.

Und das Schöne ist, das Konzept geht auf. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Antonia Dinnebier nennt Beispiele: „Am Uellendahl kümmert sich inzwischen ein festes Team um das Gebiet Mirker Hain, dazu gehört zum Beispiel Teiche entschlammen oder Müll sammeln. Und in der Elberfelder Südstadt hat der lokale Bürgerverein den Uellenberg Park für sich entdeckt. Bei schönem Wetter gibt es dort ein mobiles Café.“ Auch die QUGA in Wichlinghausen und Oberbarmen auf dem BOB Campus Anfang 2025 hat etwas bewirkt. „Die verschiedenen aktiven Gruppen in dem Bezirk kommen alle aus anderen ideologischen Ecken und hatten Probleme, gemeinsam zu wirken. Das hat sich deutlich verbessert.“

„Ich will den Menschen zeigen, was es alles vor der eigenen Haustür gibt.“

Antonia Dinnebier

Neue Bäume für Utopiastadt

Was waren die Highlights der im Oktober erfolgreich abgeschlossenen QUGA im Quartier Mirke? „Mein Herzensprojekt war die Begrünung des Areals um den Mirker Bahnhof.“ Das Vorhaben sei nicht ganz einfach, da der Boden in dem Areal keine idealen Bedingungen für Pflanzen und Bäume biete. Dinnebier vermutet, dass sich in der Erde noch einige Altlasten von der einstigen Nutzung befinden. Das müsse im Vorfeld geprüft werden. Inzwischen hat der BUGA-Förderverein bereits fünfzehn Bäume für die Pflanzung zur Verfügung gestellt. Zurzeit befinden sich diese noch in Kübeln, somit kann im Vorfeld die räumliche Wirkung vor Ort erprobt werden. Utopiastadt übernimmt für die Bäume die Pflegepatenschaft.

Antonia Dinnebier ist hier jetzt nicht mehr eingebunden. Ohnehin ist sie nicht diejenige, die solche Ideen am Ende selbst umsetzt. Ihr ist es wichtiger, an verschiedenen Orten im Stadtgebiet Impulse zu setzen, etwas anzustoßen. Seit vielen Jahren ist sie zum Beispiel aktiv im Förderverein Historische Parkanlagen und sie ist Gründungsmitglied des erwähnten BUGA-Fördervereins. Dabei geht es ihr um mehr als nur das einmalige Event im Jahr 2031. „In Leipzig gab es vor einigen Jahren einen Zusammenschluss von Vereinen und Gleichgesinnten aus dem Bereich Grünanlagen. Es gab eine eigene Zeitschrift und einen gemeinsamen Terminkalender.“ So etwas kann Dinnebier sich auch für Wuppertal vorstellen. „Ich würde mir wünschen, dass die Bundesgartenschau in der Richtung etwas bewirken kann.“

Antonia Dinnebier guckt aus dem Fenster des QUGA Bauwagens am Mirker Bahnhof
Planerin Antonia Dinnebier im QUGA-Bauwagen am Mirker Bahnhof.

Grünanlagen vor der Haustür

Dass es nicht immer ganz einfach ist, derartige Projekte umzusetzen, hat die Planerin schon am eigenen Leib erfahren: „Ich wollte mal einen Baum an einer Bushaltestelle in Heckinghausen pflanzen. Man konnte aber schlicht nicht herausfinden, ob das an der Stelle erlaubt war. Das ist jetzt zwei Jahre her.“ Problematisch seien vor allem im Boden verlegte Leitungen im Stadtgebiet, die durch neu gepflanzte Bäume gefährdet sein könnten. „Auf dem Wall in Elberfeld gibt es zum Beispiel keinen einzigen Quadratmeter, der bepflanzt werden kann“, so Dinnebier.

Für die Zukunft hat Antonia Dinnebier bereits ganz konkrete Ansätze. Aktuell arbeitet sie an Routen, die den Weg zur nächstgelegenen Grünanlage weisen. Arbeitstitel: Wupperschaukel. „Ich will den Menschen zeigen, was es alles vor der eigenen Haustür gibt. Geplant ist zum Beispiel ein Leitsystem über Schilder und vielleicht gibt es dazu auch eine App.“ Darüber hinaus ist es ihr ein Anliegen, vorhandene Parks sichtbarer zu machen, zum Beispiel über Schilder mit den wichtigsten Infos zum Ort und zur Geschichte. Diese sollen als eine Art Einladung zur Nutzung funktionieren. „In New York und Paris ist mir aufgefallen, dass alle Parks beschildert sind. Hierzulande findet man höchstens große Schilder, auf denen die Verbote aufgelistet sind.“

„Auf dem Wall in Elberfeld gibt es zum Beispiel keinen einzigen Quadratmeter, der bepflanzt werden kann.“

Antonia Dinnebier

Wuppertals Parkanlagen

Antonia Dinnebier sieht darin auch eine Wertschätzung und gleichzeitig einen Baustein für die Markenbildung von Wuppertals Grünanlagen. Im Verband, so die Planerin, gelinge es, diese grüne Infrastruktur als echten Mehrwert der Stadt herauszuarbeiten. „Das hat was mit Tourismus zu tun aber auch mit Lebensqualität.“ Im zweiten Schritt geht es um die aktive Nutzung dieser Flächen für die Freizeitgestaltungen. Zum Beispiel für Sportangebote oder andere Aktionen.

In Wuppertal gebe es indes eine ganze Reihe prominenter Anlagen, die einst von namhaften Planern und Gestaltern entwickelt wurden. Dinnebier nennt beispielhaft Heinrich Siesmayer, der in Wuppertal 1882 die erste Hardt-Erweiterung und in Frankfurt unter anderem den beliebten Frankfurter Palmengarten gestaltet hat. Auch der Wuppertaler Zoo stammt aus seiner planerischen Feder.

Ende Oktober wurde die QUGA mit einer großen Finissage in den Räumen des Café Hutmacher beendet. Es ist aber nur eine kurze Unterbrechung, denn die nächste Quartiersgartenschau wird bereits von Antonia Dinnebier angepeilt.

Text: Marc Freudenhammer
Fotos: Süleyman Kayaalp

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