Die Streetart-Galerie des Vereins WupperOne929 UrbanArt e.V. ist komplett. Insgesamt 49 Murals zieren Wandfassaden in verschiedenen Stadtteilen in Wuppertal. Initiatorin Valentina Manojlov blickt zurück auf arbeitsintensive aber erfolgreiche Jahre.
Partystimmung auf dem Platz vor dem Schauspielhaus. Eine Diskokugel über dem DJ-Pult im Eingangsbereich sorgt für die passende Lichtstimmung. Es gibt einen Streetfoodwagen, der veganes Linsencurry anbietet, und rund um den Platz sind Fotos der entstandenen Murals zu sehen. Aus den Boxen tönt eine Hiphop-Version des Rosarote-Panther-Songs. Wummernde Bässe brummen über die B7. Auf der Tanzfläche sieht man Valentina Manojlov zusammen mit ein paar Jugendlichen, die den Ursprung des Liedguts höchstwahrscheinlich nicht mehr kennen. Aber das ist egal. Heute wird gefeiert. Ganz spontan. Und es gibt dafür einen guten Grund, genau genommen sind es sogar 49. „Wundertal“ ist in großen Lettern an der Fassade des baldigen Pina-Bausch-Zentrums zu lesen. Das passt irgendwie, denn der durchschlagende Erfolg der beiden Projekte „Urbaner Kunstraum Wuppertal“ und „Wuppertal tanzt“ war auch ein kleines Wunder.
23 Murals in einem Jahr
Valentina Manojlov und ihre Mitstreitenden vom Verein WupperOne929 UrbanArt haben Wuppertal in Sachen Streetart „auf die Karte gepackt“, wie sie es gerne ausdrückt. Rund vier Jahre lang hat es gedauert, bis das Open-Air-Museum überhaupt starten konnte. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Und nun, Anfang November 2025, ist es endlich vollbracht.
Als wir uns mit Manojlov im Headquarter des Vereins in der Hünefeldstraße treffen, kommt sie gerade vom Mural am Steinweg in Wuppertal Barmen. „Wir haben gerade die letzten Sachen da abgeholt“, so Manojlov. Damit ist das Projekt offiziell abgeschlossen und sie kann ein bisschen durchatmen. „Ich brauche definitiv Urlaub nach den drei Jahren Action.“ Viel Zeit für Zukunftspläne blieb ihr in dieser Zeit nicht. „Alleine dieses Jahr sind 23 neue Bilder im Rahmen von Wuppertal tanzt entstanden, das ist schon ziemlicher Irrsinn.“ Erst so langsam realisiere sie, was da entstanden ist. In der öffentlichen Wahrnehmung ist Valentina Manojlov mittlerweile zur Grand Dame der Fassadengestaltung avanciert. Eine Institution in Sachen Streetart – und eine Netzwerkerin, die internationale Künstler in die Stadt geholt hat. Ihr Verein wurde im letzten Jahr mit dem begehrten Stadtmarketingpreis der Wuppertaler Wirtschaftsförderung ausgezeichnet.
„Die Menschen sind im öffentlichen Raum über die Kunst ins Gespräch gekommen.“
Valentina Manojlov

Wuppertaler Wahrzeichen als Wandbild
Rückblickend sind die Murals nicht nur für die Bürgerinnen und Bürger Wuppertals ein Erfolg, auch die Kunstschaffenden, die aus allen Teilen der Welt hierhin gekommen sind, nehmen etwas mit. Es habe fast ausschließlich positives Feedback gegeben. „Viele Künstler haben geschwärmt von der Stadt und den Menschen“, berichtet Manojlov. „Die gehen wirklich mit so einem guten Gefühl nach Hause, das finde ich großartig.“ Dabei lief keineswegs immer alles glatt. Bei den letzten Kunstwerken gab es teils lange Verzögerungen aufgrund der Wetterlage. In manchen Fällen mussten neue Wände gefunden werden, weil die ursprünglichen Fassaden dann doch nicht geeignet waren. Dadurch mussten die Künstlerinnen und Künstler teils mehrere Wochen in der Stadt ausharren, bis es endlich weitergehen konnte.
Streetart-Künstler Guido van Helten, der schon riesige Silos in den USA und auch einen Damm in Australien gestaltet hat, ist zwei Wochen lang in der Stadt unterwegs gewesen und hat sich mit den Menschen unterhalten. Er wollte herausfinden, womit sich die Wuppertalerinnen und Wuppertaler wirklich identifizieren. Das wenig überraschende Ergebnis: die Schwebebahn. Und so entstand eine der letzten Arbeiten aus der Reihe mit dem Wuppertaler Wahrzeichen als Motiv in unmittelbarer Nähe zur Schwebebahnstation Kluse an der B7.

Support aus der Verwaltung
Apropos Nähe: Das Menschliche ist für Valentina Manojlov immer eine der schönsten Komponenten gewesen. „Die Menschen sind im öffentlichen Raum über die Kunst ins Gespräch gekommen. Und das ganz ohne irgendwelche sozialen Hürden. Die Arbeiten haben wirklich neue Horizonte geöffnet.“ Letztlich, so Manojlov, habe sie ihr Hobby über dieses Projekt zum Beruf gemacht. „Das war die geilste Zeit meines Lebens! Ich bin jetzt zwar todmüde, aber glücklich.“ Das liege nicht zuletzt an dem großartigen Support der Stadtverwaltung im Laufe der Zeit. Manojlov berichtet von schnellen Reaktionszeiten und unbürokratischer Unterstützung, die die Arbeit spürbar erleichtert habe. Und durch die finanzielle Förderung von Land und Bund konnte das Projekt mit der größtmöglichen künstlerischen Freiheit durchgeführt werden.
„Viele Künstler haben geschwärmt von der Stadt und den Menschen.“
Valentina Manojlov
Nicht ganz so gute Erfahrungen hat Manojlov mit den Wuppertaler Bezirksvertretungen gemacht. Insbesondere, als es um die kürzlich sanierte Stützmauer am Briller Kreuz ging, die von dem international anerkannten Künstler Case Maclaim gestaltet werden sollte. „Herr Nocke und ich hatten leider keine Chance, die Damen und Herren zu überzeugen, obwohl die Stadt sich dafür ausgesprochen hat. Das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar gewesen. Vor allem, weil es bislang weder eigenen Ideen noch finanzielle Mittel für die Gestaltung gibt.“ Ein herber Rückschlag für die erfahrene Initiatorin. Unterkriegen lässt sie sich davon selbstverständlich nicht.
Aber wie geht es jetzt weiter? Eine gute Frage, findet Valentina Manojlov. Eine Antwort hat sie allerdings noch nicht. Nach dem wohlverdienten Urlaub soll entschieden werden, was als Nächstes kommt. „Wir machen weiter – das auf jeden Fall! Den Streetart-Level, den wir in den letzten drei Jahren hier geschaffen haben, wollen wir vertiefen und verstetigen. Aber erst mal muss der Zwischenraum finanziert werden, um den Verein zu erhalten, damit wir überhaupt Zeit haben, neue Konzepte zu entwickeln.“ Man darf also gespannt sein, mit welchen Ideen der Verein das Wuppertaler Stadtbild in Zukunft verändern wird.
Text: Marc Freudenhammer
Fotos: Süleyman Kayaalp









